Wissenschafts-Blog

09.03.2023

C8 Minima Harmonia - konkrete Utopie

Ohne Begriffsdefinitionen ist in der Wissenschaft nicht voranzukommen und dabei ist noch relevant, in welchem Kontext sie entstanden. Zwei Beziehungen zu bekannten Studien ergeben sich aus dem Titel dieses Beitrags: einmal jene zu Theodor W. Adornos Minima Moralia, während «konkrete Utopie»[i] auf Ernst Bloch verweist und dessen Werk Das Prinzip Hoffnung. So bleibt noch, den Begriff Harmonie in den Blick zu nehmen, dessen kulturgeschichtlicher Hintergrund in den letzten Jahren neu ausgeleuchtet[ii] wurde und der sich umso mehr vom umgangssprachlichen Bedeutungsgehalt abhebt. Nachfolgend eine kurze Hinführung: 

Die griechische Göttin Harmonia war Tochter des Ares, seines Zeichens Gott des Krieges und des grausamen Gemetzels, und der Aphrodite, der Göttin der Liebe. Schon von daher kann mit Harmonie nicht die Übereinstimmung des ohnehin schon Seelenverwandten gemeint sein, sondern das synergetische Zusammenwirken des Wesensfremden. Der Brautwagen von Kadmos und Harmonia soll von einem Löwen und einem Eber gezogen worden sein. Hier kommt dasselbe Talent zum Ausdruck, an sich unverträgliche Wesen zusammenspannen zu können. Umgangssprachlich oft als Kuschelkurs diffamiert, handelt es sich um eine höchst anspruchsvolle Aufgabe, an welcher die Menschheit regelmässig scheitert.

Auch in der Musik ist Harmonie nicht an sich schon vorhanden, sondern es bedarf der akustischen Stimmung, um das Tonmaterial zu ordnen und für das Zusammenspiel tauglich zu machen. Bis dahin sind die Gegebenheiten bekannt. Neu ist, dass die Frühchristen das griechische Kulturgut übernahmen, jedoch dergestalt abwandelten, dass es in das monotheistische katholische-, d.h. allumfassende Weltbild passte. Das wiederum geschah auf vielfältige Art und Weise. Nachfolgend einige Anhaltspunkte:

Der Begriff «Tonleiter» hat in physikalischer Betrachtung keinen Sinn, da man mit Tönen räumlich nirgendwo hinauf gelangt. Er hat seine Begründung in der Analogie zur Jakobsleiter. Die 7 Gaben des Hl. Geistes führen spirituell zur Seligkeit.

Die sog. Pythagoreische Tonfolge mit Halbtonschritten auf zwischen der 3. und 4.- sowie der 7. und 8. Stufe wurde am Monochord mit den Buchstaben des Alphabets-, beginnend mit A benannt. Die Änderung der Benennung von C aus hat mit dem Ausspruch Christi zu tun «Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende.»[iii] Auch die lateinische Version – die Anfangssilben des Johannes-Hymnus: Ut-Re-Mi-Fa-So-La und Si [iv] – wurde noch einmal angepasst mit dem gesanglich brauchbareren Do – wie Dominus – am Anfang und am Ende. Akustisch fallen sowohl das C als auch das Do mit der Konsonanz der Prim und der Oktav zusammen. Beide Intervalle kannten die Griechen nicht, da sie ein Intervall als Abstand zweier ungleicher Töne definierten und weil sie wussten, dass jenes Intervall, welches später mit Oktav bezeichnet werden sollte, aus 5 Ganzton- und zwei Halbtonschritten besteht. Fünf Ganze und zwei Halbe ergeben jedoch 6 und nicht 8! Die 8 hatte durch die 8 himmlischen Sphären besondere Bedeutung erlangt, die sich noch in den 8 Wochentagen gemäss biblischer Zählung spiegelt, beginnend und endend mit dem dies Dominicus. Die 8 Seligkeiten runden das Bild ab. Aus einer Schriftquelle erfahren wir, dass die vorchristlichen Römer die griechischen Ausdrücke verwendeten, da die lateinische Sprache keine äquivalenten Bezeichnungen für sie hätte.[v] Die Durchnummerierung der Diatonik mit Prim-Sekund-Terz-Quart-Quint-Sext-Septim und Oktav ist frühchristlichen Ursprungs.

Nach Einbeziehung der Chromatik haben wir es auf der Klaviatur mit 13 Tasten zu tun, jedoch mit nur 12 Tonbezeichnungen, da der erste und letzte gleichnamig sind. Die 13 minus 1 begegnet uns in der Zahl der Teilnehmer des letzten Abendmahls minus Judas- ein Hinwies auf den Verrat. Die 5 schwarzen Tasten stehen für die 5 Wunden und somit für den Tod, die 8 weissen Tasten für die Auferstehung am 8. Tage. Die Klaviatur der Orgel enthält also in zahlensymbolischer Verschlüsselung den Hinweis auf das Evangelium.

Wer in einer abendländischen Kirche am Altar steht und zur Orgelempore hinaufblickt, mag sich an die Worte des Jakob erinnern, welche ihm in den Sinn kamen, als er aus seinem Traum erwachte: «Wie ehrfurchtgebietend ist doch dieser Ort. Hier ist das Haus Gottes und des Himmels Pforte»[vi] Die abendländische Musik definiert den Sakralraum.

Betrachten wir nun den Quintenzirkel, wohl wissend, dass sich aus einer Kreisdarstellung der Frequenzen physikalisch keinerlei Nutzwert abgewinnen lässt, so fällt die Analogie zu Weltgerichtsdarstellungen auf – mit dem C wie Christus im Zenit eines Regenbogens. Wer sich zum Kreuz bekennt, gelangt hinauf, wer dem Bösen anheimfällt, fährt geradewegs zur Hölle. Im Nadir des Quintenzirkels finden wir den Tritonus, welchen Andreas Werckmeister aufgrund seiner Schmerzen verursachenden Dissonanz als «Diabolus in Musica» bezeichnete.[vii]

Die älteste erhaltene Zeichnung eines Quintenzirkels aus dem Jahr 1679[viii] weist zwei einbezogene Quadrate auf, von denen eines auf seiner Spitze steht. Im Zentrum steht das Kreuz – ein klarer Hinweis auf das Himmlische Jerusalem, die Stadt Gottes, deren Länge, Breite und Höhe einander entsprechen. Somit liegt die gesamte christliche Symbolik im abendländischen Tonsystem ausgebreitet vor. Es handelt sich um ein über Jahrhunderte gewachsenes Kulturerbe.

Warum all dies in Vergessenheit geraten konnte, hat einen besonderen Grund, denn im Zuge der Französischen Revolution wurden nicht nur die Zeitrechnung ab Christi Geburt-, sondern ebenso die 7-Tage-Woche und der 12-Stunden-Tag und beinahe auch das Papsttum abgeschafft.

Dem diplomatischen Geschick von Pius VII ist es zu verdanken, dass Napoleon ihm als Gegenleistung für seine Funktion als Statist anlässlich seiner Kaiserkrönung die Abschaffung des Revolutionskalenders zusagte. So geschehen im Jahre 1804.

Elf Jahre zuvor, 1793, war das erste staatliche Konservatorium gegründet worden, das Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse de Paris und bei der Ausarbeitung der neuen Harmonielehre achtete man streng auf eine klare Trennung zwischen Kirche und Staat. Dem von Étienne-Nicolas Méhul verfassten Vorwort der im Jahre 1803 erschienen Harmonielehre[ix] ist zu entnehmen, dass man jene Fehler, welche die Zeit geheiligt habe, fortan der Vergessenheit zu überlassen gedachte, wörtlich: «pour combattre des erreurs, que le temps a consacrées, et que le temps doit détruire». Seitdem wird der historische Kontext im Musikunterricht nicht mehr vermittelt. 

Auf diese Weise fiel der kulturgeschichtliche Kontext der abendländischen Musik der Trennung von Kirche und Staat zum Opfer. Erinnern wir uns an die Diskussionen über die Akzeptanz religiöser Symbole in Klassenzimmern, wären bei konsequenter Umsetzung so mancher Forderung zumindest die Tasteninstrumente zu entsorgen. 

Bei alldem haben wir den ethischen Gehalt der Harmonielehre noch zu wenig hervorgehoben. Wie die Göttin Harmonia mit ihren Eltern zurechtkam, ist eine Sache für sich. Götter vermögen wohl mehr als Menschen. Doch wie sich ein Orchestermusiker akustisch integrieren kann, ist konkret vermittelbar. Es gibt keine Belohnung für den, der als erster das Finale erreicht oder alle anderen lautstark übertönt. Es ist auf ein stimmiges Ganzes hinzuarbeiten, in dessen Dienst jeder Einzelne steht, ähnlich einer Uhr und dem zusammenspielenden Räderwerk in ihr – oder ähnlich der Natur mit dem Zusammenspiel von Flora und Fauna. Harmonie ist eine Utopie im Sinne Ernst Blochs und zwar auch zwischenmenschlich durchaus eine konkrete - womit gemeint ist, dass ihr Realisierungspotential zukommt. Musik und Menschenliebe treten vielerorts den Beweis dafür an.

Wer das gegenwärtige Weltgeschehen betrachtet, mag jedoch zweifeln. Theodor W. Adorno versah seine Minima Moralia mit dem Untertitel: «Reflexionen aus dem beschädigten Leben». Ein Hintergrund war Auschwitz, ein anderer ein pervertierter Kapitalismus. Weitere lassen sich hinzufügen, die bis heute in ihrer Brisanz eher zugenommen haben: Politisches Maulheldentum zum Beispiel oder Suchtkrankheiten mit Abhängigkeit von Macht und Reichtum. So gesehen sind manche Luxusgüter geradezu als Pestbeulen der Masslosigkeit zu bezeichnen. Auf der anderen Seite untergräbt akademischer Konformismus in bequemer Selbstgefälligkeit die Freiheit des Denkens.[x] Daher gibt es tatsächlich nirgendwo ein «richtiges Leben im falschen»[xi], das hat Adorno klar gesehen, wohl aber die konkrete Utopie der Hoffnung auf Besserung.

Machen wir uns nichts vor: Die Welt ist am Ende und die Menschheit mit ihr.[xii] Es fiele in den Bereich der konkreten Utopie, etwas anderes zu erhoffen.[xiii] Minima Harmonia ist ein Teil dessen: Feigenblatt, Schönfärberei, Marketing-tool, mit der bereits erstickten Hoffnung, jemals ernst genommen-, geschweige denn, umgesetzt zu werden. Der Grund dafür liegt in der Natur der Sache. Wer mit Harmoniebefähigung einem Strategen begegnet, ist ein toter Mann, resp. eine tote Frau, weil Harmoniefähige stets unbewaffnet daherkommen. Darum sind Zivilisten die allerbesten Zielscheiben. Daran ändert die mathematische Gewissheit, den richtigen Weg zu beschreiten, leider gar nichts.

Was Adorno über Harmonie sagt, hat an seiner Gültigkeit nichts eingebüsst: 

«Das ephemere Bild von Harmonie, in dem Güte sich genießt, hebt einzig das Leiden an der Unversöhnlichkeit um so grausamer hervor, das sie töricht verleugnet. Der Verstoß gegen Geschmack und Rücksicht, von dem keine gütige Handlung sich freihält, vollzieht die Nivellierung, der die ohnmächtige Utopie des Schönen sich widersetzt. So ward seit den Anfängen der hochindustriellen Gesellschaft das Bekenntnis zum Bösen nicht nur zum Vorboten der Barbarei, sondern auch zur Maske des Guten. Seine Würde ging ans Böse über, indem es allen Haß und alles Ressentiment der Ordnung auf sich zog, die ihren Angehörigen das Gute einbläute, damit sie ungestraft böse sein konnte.«[xiv] 

Was aus der Harmonie geworden ist, sehen wir mit Kenntnis des kulturhistorischen Hintergrundes heute ein wenig deutlicher. In seiner 14. Fuge in: Die Kunst der Fuge integriert Johann Sebastian Bach die Tonfolge B-A-C-H und damit seinen eigenen Namen. Damit signiert er nicht etwa musikalisch, sondern bezieht sich auf das Lukasevangelium: «Freuet Euch, dass Eure Namen im Himmel angeschrieben sind».[xv] Ein paarmal noch hört man diese Tonfolge und sodann bricht die Fuge als vermeintlich unvollendetes Werk ab. Er wird abberufen. Dahinter steht der Glaube als unmittelbar Realität werdende Utopie und macht den Hörer zum Zeugen des Geschehens. «Geht doch!» möchte jener in Ausblendung des musikalischen Illusionismus gerne ausrufen. Nur dass 5 Ganze und zwei Halbe gar nicht zur 8 führen und damit an der Seligkeit vorbei ist ein kleiner theologischer Schönheitsfehler. Zensur, Inquisition, Kreuzzüge und sexueller Missbrauch haben ein weitaus grösseres Format und führen wieder auf den Boden menschlichen Unvermögens zurück. Auch das Böse war vor seiner Realitätwerdung konkret utopisch. Heute ist die katholische Kirche – vertreten durch das Pontificio Consiglio della Cultura – so weit gekommen, die christliche Symbolik der abendländischen Harmonielehre als wissenschaftliche Theorie[xvi] von sich zu weisen und weicht dem offenen Dialog darüber aus. Sollte das etwa daran liegen, dass es sich bei Harmonia um eine andere Gottheit und noch dazu um eine Dame handelt? Oder könnte das Wort Indoktrination womöglich dem Image schaden? Den Index gibt es angeblich nicht mehr.

Jeder darf zum vermeintlich eigenen Vorteil alles behaupten, tut es beflissentlich und verkauft es als Wahrheit - heute dies, morgen jenes. Damit wird er jenen Schwestern ähnlich, welche «bei der Auferstehung früher ihre Kleidung als ihre Knochen gesucht und aufgelesen hätten» und noch in den Accessoires «alle Spuren eines wackern Verstandes» fanden. Jean Paul[xvii] hat auf seine Weise das Leben vom Blendwerk klar geschieden. Humor, Ironie und Satire sind andere Möglichkeiten, auf Distanz zu gehen und können ebenso aus einem beschädigten Leben erwachsen. Sein Bruder Heinrich hatte sich aus Verzweiflung über die nicht endende Not der Familie in der Saale ertränkt.[xviii]

«Honi soit qui mal y pense», könnte man zu jenen Bemühungen sagen, im Luxusresort auf dem Schweizer Bürgenstock zu Friedensgesprächen einzuladen, ohne die Vertreter der Konfliktparteien – der Ukraine und Russlands - an einen Tisch zu bringen.[xix] «Die Knochenarbeit, die gemacht werden muss» - so der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis - wird auf später verschoben, doch für die Politur des eigenen Images kann schon heute etwas getan werden. Die grandiose Aussicht auf den Vierwaldstättersee zeigt gleichermassen «alle Spuren eines wackern Verstandes.», erkennbar an ihrer Platzhalterfunktion für alle erhofften schönen Aussichten, während der Auftritt Anna Netrebkos nunmehr als «Reputationsschaden für die Region»[xx] angesehen wurde. 

Echter Wahrheit, Moral oder Harmonie kann angesichts der Überflutung durch Fake-News nur noch die Grössenordnung minima zugeordnet werden und wer sich auf die Suche danach begeben will, arbeitet an der Peripherie der Gesellschaft oder verliert gar sein Leben.[xxi] Investigative Journalisten könnten ein Lied davon singen.

© Aurelius Belz 2024

 


[i] Eine Definition bei: Bloch, Ernst, Das Prinzip Hoffnung, Frankfurt am Main, 2022, 12. Auflage, Suhrkamp, 164 

[ii] Belz, Aurelius, Pythagoreische Stimmung oder Gründungsmythos der abendländischen Musik? In: Rivista Internazionale di Musica Sacra, 43, I-II, 2022, 13-38, mehr zum Kontext s. www.aurelius-belz.ch

[iii] Offb, 22

[iv] Ut queant laxis / resonare fibris
       mira gestorum / famuli tuorum
       solve polluti / labii reatum
       Sancte Iohannes.

  „Auf dass die Schüler mit lockeren Stimmbändern mögen zum Klingen bringen können die Wunder deiner Taten, löse die Schuld der befleckten Lippe, heiliger Johannes.“

[v] Wille, Güner, Musica Romana, Die Bedeutung der Musik im Leben der Römer, Amsterdam, P. Schippers, 1967, 417 

[vi] Gen 28, 17

[vii] Werckmeister, Andreas, Musicalische Paradoxcal-Discourse, Hildesheim, New York, G. Olms 1970, 75

[viii] Diletsky, Nikolai, Idea grammatiki musikiyskoy, Moskau, 1679

[ix] Catel, Charles -Simon, Traité d’harmonie, Paris,1803

[x] Belz, Aurelius, Polydisziplinäre Betrachtungen zur Symbolik des abendländischen Tonsystems. Über die akademische Missachtung europäischen Kulturerbes, In Rivista Internazionale di Musica Sacra, 36, 2015, 49-79

[xi] Adorno, Theodor W., Minima Moralia – Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Frankfurt am Main 1951, 32. Auflage 2023, Suhrkamp, 42

[xii] Am 24. Januar 2023 wurde die Weltuntergangsuhr um 10 Sekunden auf 90 Sekunden vor Mitternacht vorgestellt, s. https://de.wikipedia.org/wiki/Weltuntergangsuhr. Bis zur Katastrophe besteht die theoretische Möglichkeit einer Richtungskorrektur immer. 2007 wurde erstmals auch der Klimawandel in der Zeitberechnung berücksichtigt, für den eine eigene Uhr eingerichtet werden müsste, da beide Ereignisse nicht notwendigerweise simultan stattfinden. Gesamthaft suggeriert die Darstellung eine Präzision und Vorhersehbarkeit, welche so nicht gegeben ist. Ein anderer Anachronismus liegt in der Zählung als solcher, denn 1947 mit der Zeigerstellung «7 vor 12» gestartet, dauern diese 7 Minuten nun schon 77 Jahre, während der Weltuntergang für die inzwischen ausgestorbenen Arten bereits stattgefunden hat.

[xiii] Während Ernst Bloch eine Situation vorfand, in welcher Hoffnung durch eine Mangellage motiviert wurde, da sie auf eine Verbesserung der eigenen Lebensverhältnisse abzielte, geht heute der Bedarf im Kern dahin, Verzicht auf Überfluss zu leisten und an das Gegenüber – an die Natur und die künftigen Generationen – zu denken, welche durch unseren Verzicht keine Verschlechterung ihrer Lebensverhältnisse erfahren sollen. Ob die Hoffnung auf ein Gelingen den Begriff «konkrete Utopie» verdient, darf daher bezweifelt werden, denn mit der konkreten Realisierbarkeit des Weltfriedens steht es kaum anders. Aus Theorie und Praxis kommen unterschiedliche Signale aufgrund der Abdrift durch Interessenkonflikte, zudem ist jede Form von Manipulation der Einsicht abträglich und führt zu Wahrheitsverlust. Zahlreiche Einflussnahmen durch Internet und Medien unterwandern die Bildungsbemühungen und tragen zu einer Spaltung der Gesellschaft bei.

[xiv] Adorno, Theodor W., Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Frankfurt am Main 1951, 32. Auflage 2023, Suhrkamp, 18

[xv] Lk, 10, 20

[xvi] Mail vom16. Juli 2015 an den Verfasser

[xvii] Jean Paul, Der Komet, erschienen ab 1820, Tredition Classics, 254 

[xviii] De Bruyn, Günter, Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter, Frankfurt am Main 2013, S. Fischer 79

[xix] Unilateral sind auch in der Musik keine Dissonanzen vorhanden, um die es in der Harmonielehre jedoch geht. Ohne ein andersartiges Gegenüber kann – definitionsgemäss – von Harmonie keine Rede sein. Es geht daher nicht um die Eliminierung von Individualität, vielmehr um eine klare Differenzierung und um die gemeinsame Anerkennung eines übergeordneten Ordnungsgefüges. Bei gänzlicher Übereinstimmung handelt es sich nicht um Harmonie, sondern um Konsonanz.

[xx]So der Luzerner Stadtpräsident Beat Züsli. Vor der politischen Eventplanung wurde das noch diametral anders gesehen.

[xxi] Geschrieben am 01. März 2024, dem Tag der Bestattung von Alexej Nawalny.